Wangenturm Landesgartenschau Wangen im Allgäu 2024, IntCDC Exzellenzcluster Universität Stuttgart
Der Wangenturm auf dem Gelände der Landesgartenschau 2024 in Wangen im Allgäu ist der erste weltweit begehbare Aussichtsturm aus tragenden, selbstformenden Holzbauteilen. Unter der Führung von Prof. Achim Menges (Institut für Computerbasiertes Entwerfen und Baufertigung ICD) und Prof. Jan Knippers (Institut für Tragkonstruktionen und Konstruktives Entwerfen (ITKE) entwickelte der IntCDC Exzellenzcluster „Integratives Computerbasiertes Planen und Bauen für die Architektur “an der Fakultät Architektur und Stadtplanung der Universität Stuttgart diesen wegweisenden Holzturm.
Wird das feuchtigkeitsbedingte Schwinden und Verformen allgemein als Nachteil im Bauen mit Holz betrachtet, nimmt der 23 Meter hohe Turm im Allgäu diese Herausforderung an, und erhält erst auf diese Weise seine markante Silhouette ähnlich einer ästhetisch-federleichten Origami-Faltung. Seine selbstgeformten, doppelschichtigen Platten aus einheimischen Fichtenholz bestehen aus einer 30 Millimeter starken "aktiven" Schicht, und und einer kreuzweise verleimten 10 Millimeter dünnen "restriktiven" Schicht. Gegensätzlich zur industriellen Verarbeitung wurden diese Bretter nur leicht luftgetrocknet, und die "aktive" Schicht dann per Vakuumpresse mit der "restriktiven" Schicht verleimt. Der anschliessende kontrollierte Trocknungsprozess liess die aktive Schicht senkrecht zur Faserrichtung der Bretter schwinden, sodass sich die Holzpaneele in die vorausberechnete, markante Form bogen.
Der Holzturm selbst besteht aus zwölf dieser tragenden Holzpaneele. Sie bilden wiederum ein flächenaktives Tragwerk das die horizontalen Windlasten trägt, und durch seine Krümmungen eine zusätzliche Steifigkeit erhält. Die Treppenspindel im Turminneren trägt ergänzend die vertikalen Verkehrslasten der Konstruktion. Der spiralförmig-aufstrebende Innenraum erhält durch seine drei Turmeingänge eintretendes Tageslicht. Dieses malt ein spielerisches Licht- und Schattenspiel auf die gekrümmten Holzpaneelen, was die filigrane Ästhetik auch im Inneren des Turms nochmals unterstreicht.
Der Wangenturm ist nicht nur Schnittstelle von Forschung, Handwerk und computerbasierter Planung und Vorfertigung. Er ist überdies hinaus eine für Jedermann erlebbare, ästhetische Wegmarke für effizientes, ökologisches und zugleich regionales Bauen.